Die Karl-May-Spiele sind ein gutes Stück Schleswig-Holstein!

„Ist es eigentlich im Jahr 2019 noch ok, wenn sich Deutsche rot anmalen und Indianer spielen“, haben die Kieler Nachrichten vor ein paar Tagen Mita Banerjee gefragt. Mita Banerjee ist Professorin für Amerikanistik und beschäftigt sich unter anderem mit der Kultur der nordamerikanischen Völker. Sie findet die Darstellung der Indianer in den Aufführungen der Karl-May-Spiele zu klischeehaft und fordert, daran etwas zu ändern. Das erregt die Gemüter.

Karl May
Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg gehören zu Schleswig-Holstein. Bild: Pixabay

Die Karl-May-Spiele sind beliebt. Seit 1952 sind Generationen von Kindern mit ihren Eltern dort gewesen und haben sich einfangen lassen von den aufregenden Geschichten von Winnetou, Old Shatterhand und all den anderen Figuren, die sich Karl May vor über 100 Jahren ausgedacht hat. Ich kann verstehen, dass man dann nicht will, dass jemand einem da hineinredet und verlangt, etwas an dem zu ändern, was man doch so sehr mag!

Klischees und Wirklichkeit

Den Kieler Nachrichten erklärt Frau Banerjee: „Stellen Sie sich vor, irgendwo in Afrika feiert ein Land ein Festival, bei dem eine erfundene Geschichte über einen Deutschen aufgeführt wird, und alle tragen ausschließlich Lederhosen und Dirndl und essen nichts als Sauerkraut. Immer. Was würden wir wohl dazu sagen? Wir würden sagen: Das ist ja ein absolutes Klischee. In Wahrheit bin ich ganz anders und bei uns gibt es so viel mehr.“

Ute Thienel, Geschäftsführerin der Karl-May-Spiele, hält dagegen: „Im Themenpark Epcotin Walt Disney World in Floridawird genau das gemacht – mit Mitarbeitern in Dirndl und Krachleder, die vor Schwarzwald-Kulissen das deutsche Nationalgericht Bratwurst mit Kartoffelchips servieren. Wir finden, man sollte das mit Fassung tragen.“

Ich finde es gut, wenn Menschen versuchen, einander zu verstehen. Wir als Deutsche können vermutlich etwas lockerer damit umgehen, wenn Amerikaner uns auf Dirndl und Bratwurst reduzieren. Das ist wahrscheinlich nicht so einfach, wenn man einem Volk angehört, dessen Land geraubt wurde und deren Vorfahren vielfach ausgenutzt und umgebracht wurden. Andererseits: Aus der Faszination der Geschichten von Karl May ist für viele Menschen ein echtes Interesse an indianischer Kultur entstanden. Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg pflegen zum Beispiel eine Freundschaft mit einem Stamm in den USA.

Bewusstsein stärken

Karl May Bücher
Geschichten, die seit über 100 Jahren die Menschen faszinieren. Bild: Pixabay

Gleichzeitig sind wir gefordert, wenn wir nach Bad Segeberg aufbrechen, um die Karl-May-Spiele zu genießen: Wir sollten uns bewusst machen, dass es sich um eine fiktive Darstellung handelt, um eine märchenhafte Erzählung. Karl May erhebt nicht den Anspruch, die Realitäten Nordamerikas im 19. Jahrhundert zu zeigen. Sofern wir unser Bewusstsein stärken, bin ich sicher, dass wir die Karl-May-Spiele auch in Zukunft so fortführen, dass die Kultur der Indianer respektiert wird und Kinderaugen zum Strahlen gebracht werden. Die Karl-May-Spiele sind ein gutes Stück Schleswig-Holstein.